Treibhausgasneutralität

Treibhausgasneutralität

So kalkulieren Sie die Treibhausgasemissionen Ihres Unternehmens

In diesen herausfordernden Zeiten sind bereits viele Unternehmen gerade aus der fertigenden Industrie und der Baubranche dazu verpflichtet, sich mit der Reduktion von Treibhausgasemissionen zu beschäftigen. Allerdings wird das Thema in den nächsten Jahren auch für KMU aus anderen, weniger emissionsintensiven Branchen immer relevanter werden. Um den Überblick über die vielen Begriffe zu behalten, haben wir bereits einen Blogartikel zum Thema CO2-neutral vs. Klimaneutral verfasst, in dem wir einige der gängigen Begriffe rund ums Klima kurz erklären und voneinander abgrenzen.

In diesem Artikel soll es darum gehen, welche Schritte zur Berechnung von Treibhausgasemissionen in Unternehmen wichtig sind und wie mithilfe von CO2 Reduktionen und/oder Kompensationen Treibhausgasneutralität erreicht werden kann.

Beim Begriff „Treibhausgasemission“  denkt man zunächst an Verursacher aus dem Transport: Autos, LKWs, Flugzeuge usw. verbrennen fossile Brennstoffe, um angetrieben zu werden und stoßen dann Abgase aus (unter anderem CO2). Allerdings zeigt der IPCC-Bericht (2014), dass der Transportsektor lediglich Platz 2 der meist emittierenden Treibhausgase belegt. Der emissionsintensivste Sektor ist nämlich der Energiesektor, welcher für fast ein Drittel der gesamten globalen Treibhausgase verantwortlich ist. Erst auf Platz 3 befindet sich die Industrie.


Anteil der Emissionen nach Hauptsektoren im Jahr 2014 – Sektorale Treibhausgasemissionen nach IPCC Sektoren
Energieversorgung 29%
Transport 20%
Industrie 19%
Wohnen und Gewerbe 12%
Landwirtschaft 11%
Internationale Luftfahrt & Sonstiges 9%

GHG Protokoll

Das Greenhouse Gas (GHG) Protokoll ist unter Expert:innen der anerkannteste internationale Standard zur Treibhausgasbilanzierung von Unternehmen. Hier wird zwischen drei Arten von Emissionen, den drei „Scopes“ (Bereichen), unterschieden.

  • Scope 1 Emissionen, sind „direkten Emissionen“ von unternehmenseigenen oder kontrollierten Quellen.
    – Emissionen, die durch bestimmte Maschinen in der eigenen Produktion entstehen oder von der eigenen Flotte von LKWs oder PKWs erzeugt werden.
  • Scope 2 Emissionen, werden auch als die „indirekten Emissionen“ bezeichnet, die mit dem Erwerb von Energie zusammenhängen.
    – Emissionen, die mit dem Kauf von Strom eines Stromversorgers oder direkt vom Stromerzeuger einhergehen. Dabei bestimmt die Energiequelle (Kohle, Erdgas, Windkraft, usw.) maßgeblich die Höhe der Emissionen pro kWh.
  • Scope 3 Emissionen,  sind alle indirekten Emissionen, die nicht in Scope 2 inbegriffen sind und die innerhalb der Wertschöpfungskette des betrachteten Unternehmens anfallen.
    – Dabei können sowohl vorgelagerte als auch nachgelagerte Stufen des Unternehmens in der Wertschöpfungskette mit einbezogen werden.

Wenn man die Berichterstattung gemäß dem GHG-Protokoll vornimmt, besteht eine Offenlegungspflicht für die Scope 1 und Scope 2 Emissionen. Die Offenlegung von Scope 3 Emissionen ist freiwillig und variiert sehr, je nachdem, welche Akteure und Aktivtäten der Lieferkette mit einbezogen werden. Auch sind die Scope 3 Emissionen am kompliziertesten zu ermitteln, da oft die Gefahr besteht, Emissionsdaten doppelt mit einzurechnen oder der Zugang zu den notwendigen Daten fehlt.


Ein Leitfaden zur Berechnung von GHG-Emissionen und zur Treibhausgasneutralität
Definieren von Ziel und Grenzen

Zu Beginn sollte das betreffende Unternehmen zunächst definieren, über was berichtet werden soll, was in die Berechnung mit einfließen kann und was ausgeschlossen werden soll, alles sollte auch gut begründet werden. Auch soll klar werden, welche Filialen, Produktionsstätten, Büros, Standorte etc. mit einbezogen werden sollen und wie jeweils die Besitz- oder Kontrollstrukturen (operational und finanziell) sind. Außerdem wird identifiziert, ob und welche Scope 3 Emissionen mit einbezogen und offengelegt werden. Zudem sollte ein klarer Zeitraum festgelegt werden, worauf sich die Werte dann beziehen.

Datenerfassung

Nun folgt die genaue Datenerhebung. Hier werden alle Tätigkeits- bzw. Verbrauchsdaten ermittelt, bezogen auf die vorher definierten Ziele und Grenzen.

Beispielswerte hierfür sind:

  • Stromverbrauch
  • Wärme- und Energieerzeugung
  • Kühlung und Klimaanlagen
  • Firmeneigene Kraftfahrzeuge
  • Mobilitätsverhalten (z.B. Geschäftsreisen)
Berechnung

Die Berechnung von Treibhausgasemissionen erfolgt, je nach Datenlage, auf unterschiedliche Weise. Aus verschiedenen Datenquellen kann man Emissionswerte oder Emissionsfaktoren nutzen, um die Emissionen zu quantifizieren. Dabei werden grundsätzlich alle relevanten Treibhausgase quantifiziert (siehe oben) und zusätzlich noch für jeden Bereich in die Einheit von CO2-equivalents (CO2 Äquivalente) umgewandelt.

Einige Beispiele für geeignete Emissionsfaktoren sind:

  • Emissionswert pro KWh vom Energieversorger, bei dem die Energie eingekauft wird
  • Überwachungs- oder Kontrollsysteme an eigenen Maschinen / Generatoren, die genaue Emissionsdaten festhalten
  • Daten über Emissionen und den Kraftstoffverbrauch von genutzten Fahrzeugen
  • Öffentlich zugängliche, standardisierte, regionale Emissionsfaktoren für verschiedene Bereiche (z.B. IPCC oder GHG-Protocol)
Einteilung (in Scopes) und Zusammenfassung

Nun wird der Gesamtwert für die definierten Grenzen berechnet. Bei der Zusammenfassung sollte klar werden, welche Emissionen innerhalb welches Scopes anfallen. Denn ein genauer Überblick, welche Emissionen von eigenen kontrollierten Quellen kommen und welche Emissionen indirekt durch den Kauf von z.B. Energie oder Produkten entstehen, ist von großer Bedeutung. Dies dient der Transparenz und als Basis für die spätere Identifizierung von konkreten Reduzierungsmaßnahmen oder Emissionsausgleichen. Je nach Scope und Emissionsquelle können unterschiedliche Maßnahmen sinnvoll sein.

Strategien definieren

Jetzt, wo die Entscheidungsgrundlage vorliegt, gilt: das reduzieren, was am einfachsten ist. Manchmal können schon durch kleine Entscheidungen und durch geringe Kosten Emissionen reduziert werden. Danach liegt der Fokus auf den mittel- und langfristigen Reduktionszielen. Ob der Umstieg von fossilen Energien auf regenerative Energien, die Umrüstung der Produktionseinheiten oder das Ersetzen von Vorlieferanten: je nach Unternehmen gibt es hier unterschiedlichen Handlungsspielraum. Wenn das Unternehmen an seine Grenzen stößt, könnten hier auch CO2 Kompensation in Betracht gezogen werden.

Es gibt mittlerweile viele Kompensationsprojekte, in die Unternehmen investieren können, um die restlichen Emissionen, die sie nicht reduzieren können, mittels CO2 Ausgleich oder Sequestration, zu „neutralisieren“. Hier spricht man dann auch häufig von Klimaneutralität. Genau genommen handelt es sich aber „nur“ um Treibhausgasneutralität, da die Bilanz von ausgestoßenen Emissionen und die Bindung von CO2 aus der Atmosphäre insgesamt gesehen neutral ist. Genaue Definitionen und Abgrenzungen finden sich ebenfalls in unserem Blogartikel CO2-Neutralität vs. Klimaneutralität.

Die beliebtesten Projekte für CO2-Kompensation drehen sich rund um die Aufforstung. Es gibt aber auch andere Klimaschutzprojekte, wie die Unterstützung von erneuerbaren Energien oder Besserung der Energieeffizienz, des Abfallmanagement oder der Umweltbildung.


Unsere Lösung

Da jeder Weg zu Emissionsreduzierung und Treibhausgasneutralität individuell und auch komplex ist, begleiten unsere Experten:innen Sie gerne bei den verschiedenen Schritten, von der Identifizierung von Schwachstellen bis zur erfolgreichen Implementierung von Lösungen, die Berichterstattung und die Kommunikation.

Kommen Sie gerne für ein unverbindliches Erstgespräch auf uns zu.

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