CO2 Neutralität vs Klimaneutralität

CO2-Neutralität vs. Klimaneutralität

Der IPCC Report von 2022

Immer mehr liest man von klimaneutralen Produkten oder CO2-neutralen Unternehmen. Nun kommen auch Begrifflichkeiten wie „net zero“ oder „net negative emissions“ hinzu. Unter dem Gesichtspunkt der globalen Klimakrise gewinnt die Nutzung und das Verstehen dieser Begrifflichkeiten immer mehr an Bedeutung. Dieser Artikel stellt die Definitionen und Besonderheiten sowie die Unterschiede der einzelnen Begriffe in den Vordergrund.

Laut dem Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) Report von 2022, haben die anthropogenen (vom Menschen verursachten) Treibhausgasemissionen in den letzten Jahrzehnten signifikant zugenommen. Die resultierende Problematik äußert sich in einem maßgeblichen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur. Veränderte Klimabedingungen, Extremwetter-Ereignisse und Gefährdung vieler Tier- und Pflanzenarten sind nur einige der weitreichenden Folgen. Dies regt Staaten, Unternehmen, Institutionen und auch Individuen an, den Status quo zu hinterfragen und sich mit Nachhaltigkeitsthemen auseinander zu setzen. Darüber hinaus bestimmt die Zielsetzung des Pariser Abkommens aus dem Jahr 2015, dass die Erderwärmung 2 Grad nicht überschreiten darf. Vertragsstaaten sind aufgrund dessen aufgefordert, Handlungsmaßnahmen zu gestalten, die zusätzlich Unternehmen wie auch Individuen betreffen.


Im Folgenden werden sieben Konzepte kurz erläutert, die als wichtige Indikatoren oder Instrumente zur Bewertung von Umweltwirkungen verschiedener Verursacher genutzt werden können.

Bei der CO2-Neutralität stimmt die Menge des ausgestoßenen CO2 mit der Menge des entnommenen CO2 aus der Atmosphäre über einen bestimmten Zeitraum überein. Anders ausgedrückt, wird das CO2, was durch eine bestimmte Tätigkeit, ein bestimmtes Produkt, Lebewesen oder weitere ausgestoßen wird, durch die Entnahme und/oder Aufnahme von CO2 aus der Atmosphäre innerhalb des definierten Zeitraums ausgeglichen, sodass am Ende eine neutrale Bilanz steht. Hier spricht man auch von „net zero CO2 emissions“, also Netto-Null CO2 Emissionen, da es sich unterm Strich um „null“ CO2 Emissionen handelt.

Wird mehr CO2 eliminiert als ausgestoßen, spricht man von negativen Emissionen, „net negative emissions“ oder von einer positiven CO2-Bilanz.

Die Emissionen und deren Eliminierung geschehen oft ortsunabhängig voneinander, da sich die CO2-Bilanz beispielsweise eines Produktes auf seine globale Bilanz bezieht. Dies ist der Fall, weil es sich bei Kohlenstoffdioxid, anders als bei anderen schädlichen Substanzen in der Atmosphäre, um einen Schadstoff handelt, der sich gleichmäßig vermischt. Das bedeutet, dass das Gas sich sehr schnell und gleichmäßig auf der gesamten Erdoberfläche verteilt, sodass es keine Rolle mehr spielt, an welchem konkreten Ort die Emissionen bzw. die Minderungen stattfinden.

Oft wird ein CO2-neutrales Produkt auch als ein klimaneutrales Produkt bezeichnet. Hier ist aber wichtig zu wissen, dass es essenzielle Unterschiede bei den beiden Konzepten gibt. Diese Verwirrung kann damit zusammenhängen, dass das englische Wort „carbon-neutral“ sowohl als CO2-neutral als auch als klimaneutral ins Deutsche übersetzt werden kann.

Es sollte zuallererst überprüft werden, wie die CO2 Emissionen eines Produktes, Prozesses oder einer Dienstleistung reduziert werden kann, bevor man die Emissionen an anderer Stelle kompensiert. Dementsprechend müssten bei einem CO2-freiem Produkt keine Emissionen ausgeglichen werden, da keine anfallen.

Damit ein Produkt, ein Unternehmen oder eine Dienstleistung CO2-frei ist, müsste sich dies aber auf die gesamte Wertschöpfungskette inklusive der Produktion, der Extraktion der Rohstoffe, den Verkauf und gegebenenfalls auch die Entsorgung beziehen, was nur schwer möglich wäre.

Die Definition für Neutralität der Treibhausgase („Green House Gases (GHG)“, ist identisch zu der CO2-Neutralität, außer, dass hier alle Treibhausgase mit einbezogen sind.

Die primären Treibhausgase in der Erdatmosphäre laut IPCC sind Wasserdampf (H2O), Kohlenstoffdioxid (CO2), Distickstoffoxid, auch Lachgas genannt (N2O), Methan (CH4) und Ozon (O3). Unter dem Montreal Protokoll von 1987 und dem Kyoto Protokoll von 1997 werden zudem zusätzliche Treibhausgase behandelt, darunter auch die vollständig vom Menschen verursachten.

Was macht die Treibhausgase so schädlich für das Klima?

Die Sonnenstrahlen, die auf die Erde treffen, durchqueren die Atmosphäre, welche aus vielen (notwendigen) Treibhausgasen besteht. Ein Teil der Sonnenstrahlen wird direkt ins All zurückreflektiert, und ein anderer Teil wird von der Oberfläche, z.B. Wald- oder Eisfläche, absorbiert. Die Treibhausgase fangen wiederrum einen Teil der zurückreflektierten Sonnenstrahlen ab und sorgen somit für die notwendige, angenehm „warme“ Temperatur, die das Leben auf der Erde möglich macht. Sie verhindern also, dass alle Sonnenstrahlen, ohne zu wärmen, wieder zurückreflektiert werden. Vereinfacht gesagt wird aufgrund der Treibhausgase ein erheblicher Teil der Sonnenstrahlen in Form von Wärme in der Atmosphäre gehalten. Wenn die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre allerdings ungewöhnlich hoch ansteigt, z.B. aufgrund von exzessiven anthropogenen Emissionen, steigt folglich ebenfalls die Temperatur der Erde an.

Hier spricht man dann von dem „anthropogenen Treibhausgaseffekt“, der durch die Aktivitäten des Menschen, wie die Verbrennung fossiler Energieträger zur Energiegewinnung, Transport oder Landwirtschaft, verursacht wird.

Das Konzept der Klimaneutralität beschreibt den Zustand, bei dem menschliche Aktivitäten keinen Effekt auf das Klimasystem der Erde haben. Dies setzt voraus, dass verbleibende Emissionen (aller schädlichen Substanzen) beseitigt und somit neutralisiert werden und zusätzlich über die regionalen und lokalen naturräumlichen Effekte der menschlichen Aktivitäten, beispielsweise auf das lokale Klima, Rechenschaft abgelegt wird.

Die kausale Bestimmung zwischen Klimaveränderungen und dem anthropogenen Handeln ist sehr komplex und schwer zu quantifizieren. Die Frage, inwieweit eine bestimmte Aktivität für beispielsweise ein extremes Überschwemmungsereignis verantwortlich ist, ist mit großen Unsicherheiten verbunden. Zusätzlich wird die konkrete Schätzung durch natürliche Klimavariationen, die es schon immer auf der Erde gab, erschwert.

Aus demselben Grund ist es auch für Unternehmen schwer, ihre genauen naturräumlichen und klimatischen Auswirkungen zu bestimmen. Daher ist es umso wichtiger, Treibhausgase zu reduzieren, da diese quantifizierbar sind und leichter ermittelt werden können.

Es gibt heutzutage viele Möglichkeiten zur Schadensminderung von Treibhausgasen.

Für CO2 ist hier eine der bekanntesten Methoden die Aufforstung. Bäume und Pflanzen führen Photosynthese durch und können so CO2 aus der Luft binden und gleichzeitig lebenswichtigen Sauerstoff produzieren. Auch der vermehrte Einsatz von erneuerbaren Energieträgern ist eine Variante, um CO2-Emissionen zu mindern. Mithilfe von moderneren Techniken wie zum Beispiel Carbon Capture and Storage kann CO2 eingefangen und unterirdisch gespeichert werden, bevor es ausgestoßen wird. Solche und ähnliche Verfahren befinden sich allerdings derzeit noch in umfassender Forschung und sind technisch aufwendiger.


Unsere Lösung

CO2-neutral zu sein ist nur eins von vielen Zielen, die ein Unternehmen im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie verfolgen kann. Sollten Sie oder Ihr Unternehmen sich derzeitig oder zukünftig mit dem Thema Klima- oder CO2-Neutralität beschäftigen, helfen wir Ihnen gerne bei den nötigen Schritten und Maßnahmen zur Festlegung und Erreichung dieser Ziele.

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